ARTHROSETHERAPIE - Viele nichtoperative Therapiemöglichkeiten - Die Gelenksprothese ist nur der Endpunkt!


WICHTIGE ECKPUNKTE ZUR GELENKSARTHROSE
Definition:
Es handelt sich um einen mechanischen Gelenksverschleiß, bei dem es zu einer Ausdünnung bis hin zum
Verlust des harten, hyalinen Gelenksknorpels kommt. Diese Knorpelart gewährleistet mit seinen harten Materialeigen-
schaften im gesunden Gelenk einen optimalen Schutz gegen die lebenslangen Stoß-, Scher- und Reibebelastungen.

 

Das Ausmaß der Knorpelausdünnung bei der Arthrose wird in 4 Graden abgestuft:
Grad I:
Der Knorpel wird langsam dünner, aber es treten noch keine Beschwerden auf
Grad II:
Der Knorpel ist aufgerauht und die Gelenksinnenhaut kann gereizt sein, sodass Schmerzen entstehen
Grad III:
Der Knorpel ist soweit geschädigt, dass auch der darunterliegende Knochen stärker belastet ist. Die
Beweglichkeit nimmt ab und das Gelenk ist immer wieder gereizt – Belastungsschmerzen sind hierfür typisch
Grad IV:
Der Knorpel hat sich großteils oder völlig zurückgebildet, sodass die Knochen der Gelenkspartner direkt
aufeinander reiben. Die Schmerzen sind nun sehr stark, treten oft auch in Ruhe auf und das Gelenk kann steif sein

Ursachen der Arthrose:
Es handelt sich um eine chronische Erkrankung, deren Ursachen vielseitig sind – entscheidend
ist auch hier die Genetik: das „Baumaterial“, das zugrundeliegende Bindegewebe, hat eine zu geringe Reiss-Reibe-Druck-festigkeit und nützt sich daher leichter ab! Die Genetik zeigt sich auch in der familiären Häufung von Arthrosen. Aber auch angeborene Gelenksfehlstellungen oder Belastungsasymmetrien (Fußfehlstellungen, starke X-oder O-Beine, Hüftgelenks-dysplasie,…) gehören in diese Ursachengruppe! Andererseits gibt es die erworbenen Ursachen, wobei die wichtigsten Faktoren starkes Übergewicht, stattgehabte Traumata oder Voroperationen am betroffenen Gelenk, zu wenig gezielte Bewegung oder das Gegenteil: zu intensive einseitige Sportbelastungen darstellen!

 

Letztendlich entscheiden auch unsere eigenen Erwartungen bzw. Bedürfnisse, ab welchem Ausmaß von arthrosebedingter Belastungs- oder Bewegungsreduktion wir uns körperlich eingeschränkt und damit subjektiv belastet fühlen: Ein Mensch,
für den sein täglicher 10km-Lauf maßgeblich über sein Tagesbefinden entscheidet, hat eine andere Vorstellung von Behinderung durch eingeschränkte Belastungsfähigkeit seiner Gelenke. Der Gegenpol, der seine Wertigkeit eher im tägli-
chen Besuch seines Cafehauses mit der Lektüre der wichtigsten Tageszeitungen sieht, wird eine Reduktion seiner Gelenksbeweglichkeit und beschwerdefreien Gehstrecke hingegen weniger belastend empfinden!

 

Röntgen versus Symptome:Es zeigen sich bei 33% der Erwachsenen im Röntgenbild Zeichen einer Arthrose, aber
nur 9% zeigen auch entsprechende Symptome einer Knie-, Hüft-, Hand- oder Knöchelarthrose! Diese Erkenntnis hatte
zur Folge, dass mittlerweile nicht mehr die Röntgen- oder MRT-Bilder das Hauptkriterium für eine Behandlungs- oder Operationsindikation darstellen - die Symptomatik des Patienten gilt international als der Hauptparameter für die Art und Invasivität einer Behandlung!

 

Früherkennung entscheidend: Sobald der Knorpel im Gelenk einmal größerflächig abgenützt ist, ist er nicht mehr zu ersetzen! Aus diesem Grund ist das Erkennen der Frühzeichen der Arthrose so ungeheuer wichtig - denn solange noch
ein durchgehender Knorpelüberzug, wenn auch ausgedünnt, den Gelenksknochen bedeckt, ist es durch eine Kombination
von medikamentösen, infiltrativen und v.a. muskelkräftigenden Maßnahmen möglich, das Fortschreiten des Gelenksver-schleisses signifikant zu verlangsamen!

 

WICHTIGE FRÜHZEICHEN

1. Die Häufigkeit der Schmerzepisoden pro Jahr nimmt zu, die Schonzeiten nach einem schmerzauslösenden
Ereignis werden länger

2. Die Belastbarkeit (Gehstrecke, Stiegensteigenm, längeres Stehen) nimmt deutlich ab - Damit verbunden sinkt
auch unsere Motivation, Sport zu betreiben bzw. längere Strecken zu gehen

3. Es sind immer öfter bzw. höhere Dosen bzw. über längere Zeitabschnitte Schmerzmittel notwendig, um
den gleichen Effekt zu erzielen

4. Die in der Anfangszeit wirksamen Methoden wie u.a. Physikalische Medizin, Massage oder Entzündungshem-mende Gele wirken nicht mehr ausreichend

5. Die ursprüngliche Beschwerdelokalisation beginnt sich auszuweiten und auch in angrenzende Bereiche auszustrahlen

6. Die Hüft- bzw. Oberschenkelmuskulatur des betroffenen Beines wird immer schwächer, das Bein schmäch-tiger als die Gegenseite (Bei Knie- oder Hüftgelenksarthrose)

7. Als absolutes Warnzeichen gilt, wenn das betroffene Gelenk und die Umgebung beginnt, auch in Ruhe (sitzen oder nachts beim Liegen) zu schmerzen und der Bewegungsumfang im Gelenk nach und nach geringer wird!

 

KONSERVATIVE (=nichtoperative) THERAPIE

Wie so oft bei chronischenBewegungsapparat-Störungen besteht die optimale Therapie aus einer möglichst individuell angepassten Kombinationstherapie:


Allgemeine Maßnahmen

1.     Bei Übergewicht konsequente Reduktion des Körpergewichtes!

2.     Gelenksschonendes Verhalten: keine Stop-and-go-Sportarten, eher zyklische Bewegungsarten (Radfahren, Walken, Crosswalker, Rückenschwimmen, Kraulen,...), Entwicklung einer besseren Körperwahrnehmung!

3.     Medikamentös: Bei aktuellen starken Schmerzen: kurzzeitig und geblockt für 3-7 Tage Antirheumatika + Magenschutz + Muskelentspannende Medikamente

4.     Individuelle Einlagenversorgung (wenn nötig)

5.     Einsatz von elastischen Stützbandagen für die Zeit der Belastung (z.B. für Kniegelenk) 


Gezielter Bewegungstherapie in der schmerzarmen Phase:

1.     Aktiv: Kräftigung der entscheidenden gelenksstabilisierenden Muskeln, Koordinationsverbesserung

2.     Passiv: Dehnung von verkürzten Muskel-Sehnen-Faszien, Mobilisation angrenzender bewegungseingeschränkter Gelenke (bei Hüftarthrose z.B. LWS bzw. Kreuz-Darmbein-Gelenk)

 

Schmerzinfiltration

Akut bei Schmerzen / Entzündung: bei denen das Gelenk eventuell geschwollen, gerötet oder überwärmt ist! Dafür wird standardmäßig und mit gutem Erfolg eine Kombination eines entzündungshemmenden Medikamentes (Niedrigdosis-Kortison) mit einem Lokalanästhetikum verwendet! Je nach Ansprechen sollte diese Behandlung 2-3x im Wochenabstand durchgeführt werden – die dadurch erzielte Schmerzlinderung sollte möglichst umgehend für eine zielgenaue Bewegungstherapie verwendet werden, die als einzige auch eine langfristige Wirkung bezüglich Schmerz und Funktionalität erzielen kann!

 

Knorpelaufbautherapie –die perorale Einnahme von bzw. infiltrative Einbringung in das betroffene Gelenk von Knorpel-bausteinen bessert die Stoßdämpfereigenschaften des Knorpels und die Viskosität (=Zähigkeit) der Gelenksflüssigkeit

 

Eigenbluttherapie aus dem eigenen Blut hergestelltes Blutplasma, das wichtige körpereigene Reparaturstoffe und Gewebswachstumsfaktoren beinhaltet, wird in das arthrotische Gelenk mittels Infiltration eingebracht

 

OPERATIVE THERAPIE

Versagen die o.a. konservativen Maßnahmen, hat die moderne chirurgische Orthopädie mittlerweile eine Palette von
sehr erprobten Operationsmethoden zur Verfügung, die von Beinachskorrekturen bis zum vollständigen Gelenksersatz
reichen. Besonders im Bereich der Hüft- und Knie-Endoprothetik sind auch die langfristigen Ergebnisse bezüglich Schmerzlinderung und Funktionswiederherstellung ausgezeichnet und in Kombination mit einer fachgerechten post-
operativen Rehabilitation auch langfristig