DIAGNOSTIK VON RÜCKENSCHMERZ:
 
Der Arzt muss zuerst die
optimal aussagekräftige Diagnostik-Kombination wählen, um eine möglichst exakte
Diagnose definieren zu können. Erst dann kann er die optimal wirksame Therapie Kombination auswählen! Für
die Diagnoseerstellung hat die Klinik (=Anamnese + körperliche Untersuchung) eine deutlich höhere Wertigkeit als
die bildgebende Diagnostik (= u.a. Röntgen-, MRT-bilder)!



Doch die exakte Erhebung der Klinik bei der Erstuntersuchung benötigt ZEIT!

Die IASP (= international association for the study of pain), die weltweit höchste "Schmerzinstanz", hat aus
diesem Grund für chronische Beschwerdeverläufe (d.h. länger als 12 Wochen) für die Ersterfassung aller relevanten Fakten
die Dauer von 60min veranschlagt!



Allein mit gezieltem Fragen (=Anamnese) und "Begreifen" (=Körperliche Untersuchung) kann eine
85%-ige Diagnosesicherheit erzielt werden!

Der Stellenwert von Röntgen- oder MRT-Bilder ist in der konservativen Orthopädie und Physikalischen Medizin nur als
Methode für den Ausschluss oder die Bestätigung einer Verdachtsdiagnose zu sehen, die vorher klinisch gestellt wurde!


Für den langfristigen Therapieerfolg von chronischen Wirbelsäulenschmerzen gilt:
Funktionsdiagnostik vor Strukturdiagnostik

Bei 80-90% der Beschwerden aus dem Bewegungsapparat sind mitunter komplexeste Funktionsstörungen verantwortlich und nicht strukturelle Zerstörungen wie z.B. Gelenksdegenerationen oder Bandscheibenvorfälle. Wir Mediziner lernen in unserer Ausbildung aber hauptsächlich von den spektakulären Diagnosen wie Tumor, Entzündung, schweres neurologisches Defizit, Fraktur, u.ä. - dementsprechend ist auch die Gewichtung der Diagnostik leider immer noch fast nur auf Sichtbarmachung von Strukturen ausgerichtet: wir sehen eben knöcherne Verletzungen am besten im Röntgen, den Tumor im CT oder MR, die Aktivität eines schweren Rheumatismus oder von Metastasen in der Knochenszintigraphie oder entzündliche Veränderungen im Labor  - NUR: bei Schmerzen im muskuloskelettalen System machen die gefährlichen Diagnosen zum Glück nur wenige Prozent der Fälle aus - der Löwenanteil der Schmerzen entsteht aufgrund von Fehlhaltungen, Fehlbelastungen, falsch beanspruchten Gelenken, Muskeln oder Sehnen, Gelenksblockierungen oder Muskelverkrampfungen. Die Schmerzrezeptoren sitzen zum überwiegenden Teil nicht in den Knochen oder Bandscheiben, sondern in den Sehnen, Bändern, Gelenkskapseln und Muskeln und diese kann man in keinem Bild sehen - das heißt aber nicht, dass dadurch nicht massivste Schmerzzustände entstehen könnten: eine akute Kreuzdarmbeingelenksblockierung kann oft genauso weh tun wie ein akuter Bandscheibenprolaps!

"Die Intensität der Schmerzen hat mit dem Schweregrad der Verursachung nur selten etwas zu tun!"
Über die vielzitierten "Abnützungserscheinungen" hat Prof. Bigos, einer der Großen der Wirbelsäulenforschung aus Seattle gesagt: "... sind zu bewerten wie graue Haare oder Falten im Gesicht - also normale Alterserscheinungen, die nur selten auch Krankheitswert besitzen!" Mittel- und v.a. langfristig viel entscheidender, ob es zu einer Besserung oder einer weiteren Verschlechterung von Schmerzen kommt, sind die durch Schonhaltungen, Schonbewegungen und schmerzbedingten Überlastungen benachbarter Strukturen sehr schnell auftretenden Muskelabschwächungen in den großen und kleinen, tiefen Stabilisierungsstrukturen der Wirbelsäule. Außerdem kommt es innerhalb von Wochen schon zur Etablierung von pathologischen Fehlbewegungsmustern v.a. im Rückenmark, aber auch im Gehirn! Das heißt, dass man bereits 3-4 Wochen nach Bestehen von Bewegungsapparatschmerzen wesentlich ungeschickter wird und nur mehr zeitverzögert auf z.B. unerwartete Auslenkungen reagieren kann, was das Verreißrisiko drastisch erhöht.

Die Notwendigkeit, die exakte Muskelkraft der gesamten wirbelsäulenstabilisierenden Muskulatur in allen 3 Bewegungsachsen bestimmen zu können und auch das Ausmaß der "Wirbelsäulenungeschicklichkeit" sichtbar zu machen hat in den letzten 10-15 Jahren die medizinische Entwicklungstechnik für High-Tech-Meß/Trainingstherapiegeräte rasant vorangetrieben und die Möglichkeit geschaffen, diese Kraft- und Koordinationswerte nicht nur im Vergleich zu rückengesunden Personen zu vergleichen, sondern mit denselben Geräten die gemessenen Defizite zielgenauest und sicher wieder auftrainieren zu können, was durch intensivste Betreuung durch darauf spezialisierte Therapeuten selbst bei 80-jährigen Patienten zu >90% problemlos gelingt!